Eigenleistungen beim Wohneigentumserwerb können sich lohnen
veröffentlicht am: 17.07.2023Wer perspektivisch in den eigenen vier Wänden wohnen möchte, hat im Prinzip die Wahl, ein fertiges Objekt zu kaufen oder sein Haus selbst zu bauen. Aufgrund des technischen Fortschritts und der ständig wachsenden Anforderungen, die beim Bau von Gebäuden zu erfüllen sind, kommt Letzteres jedoch immer seltener infrage. Als echte „Häuslebauer“ betätigen sich daher fast nur noch Personen, die einen entsprechenden beruflichen Hintergrund haben, weil sie im Bauwesen tätig sind oder ein Handwerk ausüben, das in engem Zusammenhang damit steht. Doch auch wenn der komplette Hausbau in Eigenleistung heute nur noch relativ selten vorkommt, kann es sich lohnen, zumindest ausgewählte Leistungen beim Bau und bei der Ausstattung der eigenen vier Wände selbst zu übernehmen.
Günstiger bauen oder kaufen mit der „Muskelhypothek“
Nicht umsonst werden von den Erwerbern selbst erbrachte Leistungen oft als sogenannte „Muskelhypothek“ bezeichnet. Schließlich kann es den finanziellen Aufwand für den Kauf eines Eigenheims deutlich verringern, wenn für wesentliche Arbeiten keine Zahlungen an Dritte fällig werden, sondern allenfalls die Kosten für Material und Werkzeuge zu tragen sind. Dementsprechend reduziert sich auch die langfristige Belastung durch die Finanzierung des Wohnimmobilienkaufs. Selbst beim Kauf einer Eigentumswohnung in einem Mehrfamilienhaus, wo eigene Bauleistungen in der Regel kaum möglich sind, können die Gesamtkosten spürbar vermindert werden, wenn zumindest beim Ausbau oder bei der Einrichtung der Wohnung umfangreichere Eigenleistungen erbracht werden. Beliebte Beispiele für Heimwerkerarbeiten in der neu gekauften Immobilie sind der Anstrich oder das Tapezieren von Decken und Wänden, gegebenenfalls auch das Streichen von Türen und Fenstern oder die Installation der Kronleuchter und anderer stilvoller Beleuchtungsmöglichkeiten für die einzelnen Räume. Der Wert solcher Eigenleistungen wird heute oftmals unterschätzt, hat aber einen erheblichen Einfluss auf den Preis von Wohneigentum. Das „Handelsblatt“ veröffentlichte kürzlich einen Beitrag, in dem die Gründe für das aktuell vermeintlich hohe Preisniveau bei Wohneigentum analysiert wurden. Dabei zeigte sich, dass die Kosten für Wohneigentum derzeit im historischen Vergleich durchaus bemerkenswert erschwinglich sind. Dass sie im Vergleich zu früher oft höher wirken, hängt wenigstens teilweise auch vom oftmals fehlenden oder geringeren Anteil erbrachter Eigenleistungen, aber auch von der Wohnfläche pro Kopf ab, die von Kaufinteressenten heute meist deutlich höher veranschlagt wird.
Eigene Fähigkeiten realistisch einschätzen
Damit selbst erbrachte Bau- oder Handwerkerleistungen sich tatsächlich positiv auf die Gesamtkosten eines Eigenheim- oder Wohnungskaufs auswirken, gilt es einige Punkte zu beachten. Zum einen sollte das eigene Zeitbudget dafür realistisch eingeschätzt werden. Wer glaubt, die geplanten Arbeiten überwiegend sonntags oder abends nach Feierabend erledigen zu können, kann sich dabei nur auf relativ „leise“ Tätigkeiten beschränken, weil sonst schnell Ärger mit vom Baulärm genervten Nachbarn droht. Mindestens ebenso wichtig wie ein realistischer Blick aufs Zeitbudget ist eine selbstkritische Einschätzung eigener handwerklicher Fähigkeiten. Guter Wille allein genügt hier nicht, denn unsachgemäß ausgeführte Arbeiten, die schon baldige Ausbesserungen erfordern, können statt der erhofften Ersparnisse sogar zusätzliche Kosten verursachen. Vor allem bei der Gas- und Elektroinstallation sowie bei Klempnerarbeiten drohen zudem erhebliche Sicherheitsrisiken, wenn diese nicht fachgerecht ausgeführt werden. Ideal ist es natürlich, wenn sich im Familien- oder Freundeskreis hilfsbereite Mitstreiter mit entsprechenden beruflichen Hintergründen finden, die auch handwerklich wenig Erfahrene zumindest bei einfachen Bau- oder Ausstattungsarbeiten anleiten können. Dass dabei ebenso auf Sicherheit und Arbeitsschutz geachtet werden sollte wie bei der beruflichen Arbeit, versteht sich eigentlich von selbst, sei aber hier der Vollständigkeit halber auch noch einmal erwähnt.
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